Es ist schwer zu entscheiden, wann eine Rede wirklich “gut” ist, weil es für eine professionelle Traurede keinen Standard gibt. Jedes Paar und jede Liebesgeschichte sind einzigartig, weshalb es auch die Traurede sein sollte. Eine Rede kann nur dann absolut authentisch sein, wenn der Funke zwischen Brautpaar und Trauredner:in überspringt. Das Vertrauensverhältnis ist die Basis dafür, dass ihr euch als Paar nicht nur öffnet, sondern fallen lasst. Oft sagt man im Alltag “Ich liebe Dich”, aber selten erklärt man einander warum. Und mit einer fremden Person nicht nur über die Highlights einer Beziehung, sondern auch über schwierige Zeiten zu sprechen, fällt vielen Menschen schwer.
Alicia von „Reden mit Liebe“ ist professionelle Traurednerin aus Hamburg und erzählt uns, worauf es aus ihrer Sicht bei einer gelungenen und professionellen Traurede ankommt. Sie gibt uns außerdem ein paar ihrer Expertentipps, wie Ihr eine zweisprachige Traurede gestalten könnt.
Eure freie Trauung ist ein Herzstück eurer Hochzeitsfeier. Deshalb sollte eure Zeremonie euch in jeder Sekunde widerspiegeln.
Vertrauen
In einem Traugespräch werden sehr viele intime und persönliche Details besprochen. Es geht um das Kennenlernen des Brautpaares und um ihre Liebesgeschichte. Es geht um die tiefsten Empfindungen. Es wird an glückliche Augenblicke erinnert, aber auch an Hürden, die gemeinsam genommen wurden.
Jedes Brautpaar gibt sehr viel von sich preis, denn nur so kann eine wirklich persönliche Rede entstehen. Deshalb ist es unbeschreiblich wichtig, dass das Bauchgefühl zwischen Brautpaar und Trauredner:in stimmt.
Authentizität
Die Rede muss unbedingt authentisch sein. Keine Floskeln, keine leeren Worte über die Liebe, sondern die Geschichte des Brautpaares muss im Fokus stehen. Ihre Liebesgeschichte sollte die Rede formen und nicht andersherum. Es gibt leider Redner:innen, die eine Standardrede haben und nur die Namen austauschen oder immer wieder die gleichen Textbausteine verwenden. Damit will ich nicht sagen, dass diese Bausteine schlecht sein müssen. Aber sie sind natürlich weniger persönlich und damit weniger authentisch, als wenn jedes Wort aus der Geschichte des Brautpaares selbst geboren wird.
Sprachwahl
Die Sprache, insbesondere die Anrede und Wortwahl, sollten auf das Brautpaar und die Gäste abgestimmt sein. Eine Rede für viele junge Freunde kann anders klingen, als eine Rede für einen Familienkreis, in dem der Altersdurchschnitt höher ist.
EMOTIONEN
Ich persönlich drücke nicht gezielt auf die Tränendrüse. Freudentränen dürfen fließen, ich garantiere sie aber nicht. Jede Liebe und jedes Paar sind so unterschiedlich. Manche Paare haben schon viel erlebt und manche haben noch die großen Abenteuer vor sich. Es darf gelacht und geschmunzelt und natürlich auch geweint werden. In meinen Augen ist nur wichtig, dass die Richtung, in die die Emotionen gelenkt werden, ohne Kompromisse zu dem Brautpaar passt.
Länge
Die Länge ist auch ein Faktor, der berücksichtigt werden sollte: Länger als 45-60 Minuten sollte eine Trauung, auch zweisprachig, aus meiner Sicht nicht sein.
Wenn viele Kinder dabei sind, eher 45 als 60 Minuten. Der Redeanteil ergibt sich aus der Entscheidung, wie viele Lieder und Rituale eingebunden werden sollen und wie viel Zeit dann noch “übrig” bleibt. Mein Redeanteil liegt oft bei 30 – 35 Minuten.
Abstimmung
Professionelle Redner:innen überzeugen für mich auch darin, den Ablauf, die Abstimmung mit anderen Dienstleistern und die Technik mit einem Auge fürs Detail und Gewissenhaftigkeit zu steuern.
ZWEISPRACHIGE TRAUREDEN
Bei zweisprachigen Reden spielt für mich Flexibilität eine Rolle. Es gibt zwei Möglichkeiten eine zweisprachige Rede zu halten: Entweder wird jeder Absatz doppelt gesprochen, nacheinander in den beiden unterschiedlichen Sprachen. Oder innerhalb einer Rede, ohne Dopplungen, wird zwischen den Sprachen gewechselt. Der zweite Fall ist “mein Weg” für zweisprachige Reden, weil es für jene, die beide Sprachen verstehen können, sonst langatmig werden kann. Und dadurch, dass inhaltlich alles wiederholt wird, muss die Rede entweder sehr lang werden oder es passen nicht so viele Anekdoten in die Trauung – und ich finde beides wäre schade.
Ich formuliere also nur eine Rede, übersetze einen Teil in die andere Sprache, und jeder Gast bekommt die gesamte Rede in seiner Sprache ausgehändigt. Wer einen Absatz nicht verstehen kann, kann der Rede durch die schriftliche Übersetzung trotzdem folgen. Und beim nächsten Absatz kann jeder Gast wieder an der Trauung teilhaben.
Es ist immer wichtig, aber vor allem bei zweisprachigen Reden, dass die Gäste ein Stück weit mit eingebunden werden. Das kann durch eine Ansprache sein, Blickkontakt, Anekdoten, die viele miterlebt haben oder durch ein Ritual. Beim Ringbandritual, bei einer Erinnerungskiste, in der Wünsche aller Hochzeitsgäste gesammelt werden, beim Sandritual mit den Trauzeugen oder der Familie, kann auch ohne Worte ein Bund innerhalb der Hochzeitsgesellschaft geschaffen werden.
Bei bilingualen Zeremonien finde ich es auch sehr schön, wenn ein Hochzeitsgast gemeinsam mit mir die Rede halten möchte. So könnte ich zum Beispiel die deutschen Passagen vortragen und ein Familienmitglied den spanischen Part übernehmen. Dadurch wäre es auch leichter möglich, Hochzeitsbräuche aus beiden Kulturen mit einfließen zu lassen und nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich und zeremoniell, eine kulturelle Brücke zu schlagen.
Alicia, Traurednerin
aus Leidenschaft und Berufung.
Als “beste Traurednerin Hamburgs” ausgezeichnet
Um mehr Tipps für Eure Hochzeit zu erhalten, nehmt gerne Kontakt zu mir auf. Ich freue mich auf Euch!